Der YAMAHA MAGICSTOMP Acoustic

... mehr als ein Multieffektgerät für die Akustikgitarre

ein Test von Bernd Strohm

Genau wie schon sein Vorgänger der AG-Stomp, wurde auch der MAGICSTOMP AG für die speziellen Bedürfnisse von Akustikgitarristen entwickelt. In unserem ausführlichen PG Gear Check zeigte sich allerdings das der smarte Bodenbelag damit noch lange nicht ausgelastet ist.

Konstruktion und Konzeption

Äußerlich eine klassische Tretmine, lässt sich der MAGICSTOMP AG konzeptionell grob in die Kategorie Mikrofonsimulator/Multieffektgerät/Vorverstärker einordnen. Für die eigentliche Verstärkung wird „On Stage“ also ein externes (aktives) Lautsprechersystem benötigt - am besten mit Hochtöner. Aber auch im heimischen Studio macht der, mit modernster Technologie befeuerte, MAGICSTOMP AG einen erstklassigen Job.

Die HiTech Innereien des MS finden in einem Aluminiumgehäuse im typischen Bodeneffekt-Design platz. Vier Gummifüße sorgen für einen rutschfreien Halt. Da sich der MAGICSTOMP AC in erste Linie an den elektroakustisch tätigen Gitarristen wendet, wurden 99 der 198 zur Verfügung stehenden Speicherplätze (Patches) von Werk ab mit speziell auf das Einsatzgebiet Akustik-Gitarre zugeschnittenen Patches belegt. Im Allgemeinen findet man im Repertoire des MS überwiegend sehr praxisorientierte Programmings. Natürlich sind aber auch einige ziemlich abgedrehte Varianten an Bord, die sich eher an den mutigeren User wenden. Aber keine Sorge: Alle Parameter der Preset-Patches können natürlich komplett verändert und bearbeitet werden. Für die Verwaltung der eigenen Sound-Kreationen stehen dann insgesamt 99 freie Speicherplätze (User-Patches) zur Verfügung.

Die Effektsektion

Die Effekte des MAGICSTOMP AG werden von einem leistungsstarken 32-Bit-DSPO erzeugt. Ein 24-Bit A/D-Wandler sorgt für ein natürliches Signal. Die technische Basis für die Effektsektion des MAGICSTOMPS AG bilden die Yamaha-Tretminen-Klassiker AG- und DG-Stomp. Ergänzt wird das Angebot durch eine Reihe digitaler Effekte, die aus der hauseigenen SPX-Serie abgeleitet wurden.

Das Herzstück, und die Basis für die 99 Preset-Programmings, bildet der Effekt mit der magischen Nummer 63 (Acoustic-Multi). Neben diesem, für das „Einsatzgebiet Akustik-Gitarre“ wohl wichtigsten Vertreter, stehen weitere 62 Effekte bzw. Effektkonfigurationen zur Verfügung. Hier einige Eckdaten:

  • 8 Mikrofon Typen (2 Condensator, 2 Dynamic, 2 Tube, 2 Nylon String)
  • Mono und Stereo Mic Setting
  • 4-Band Parametrischer Equalizer
  • Blend (Balance zwischen Mic Simulator und Direktsignal)
  • Limiter, Chorus, Delay, 3 Reverbs

Mit Hilfe des besagten Effekts 63 hat der User die Möglichkeit die Substanz des Tonabnehmersignal direkt „anzugreifen“ und so den Sound einer Akustikgitarre massiv aufzuwerten. Die Basis für die Effektiviät des MAGICSTOMP AG bildet dabei das sogenannte AMM (Acoustic Microphone Modeling). Das Modeling ist in der Lage, dem oft eher harschen Sound eines Piezo Pick-Up Systems, einen natürlichen, mikrofontypischen Unterton mit auf den Weg zu geben und so selbst aus preiswerten Instrumenten amtliche Akustik-Sounds heraus zu kitzeln..

Darüber hinaus kann der MAGICSTOMP aber auch als reines Effektgerät eingesetzt werden.. Zur Auswahl stehen z.B.: Parametrischer EQ, Phaser, Compressor, Reverb, Delay, 2 Tap Delay, Echo, Flanger, Chorus, Ring Modulator, Distortion, Rotary Speaker, Gate, Reverse Gate, Symphonic, Tremolo, Filter, Pitch usw. Kurzum: Alles, was das Herz begehrt. Darüber hinaus werden verschiedene Konfigurationen, (Kombinationen) mit zwei und mehr Effekten in Serie geschaltet, angeboten: (z.B. Reverb/Chorus, Delay/Reverb oder Distortion/Delay usw)

Die Frage, ob der Akustik-Purist zum Glück unbedingt Rotary Speaker, Distortion, oder Ring Modulator braucht, sollte sich hier nicht stellen. YAMAHA kann es sich eben leisten, dem User auch in einem Tool, das sich marketingtechnisch in erster Linie an akustische Gitarristen wendet, zusätzlichen Luxus zu spendieren. Das gleiche gilt übrigens auch für das reichhaltige Angebot an Lautsprecher- und Verstärkersimulationen. Frei nach dem Motto „Was man hat, das hat man“ stellt der MAGICSTOMP AG die Substanz für mannigfaltige Experimente zur Verfügung und ermöglicht so durchaus auch den alternativen Einsatz in Verbindung mit einer E-Gitarre, oder Keyboard.

Auto Feedback Reduction (A.F.R.)

Der MAGICSTOMP verfügt über eine smarte Funktion zur „automatischen Unterdrückung problematischer Feedbacks – gerade in Verbindung mit akustischen Instrumenten ein wichtiges Thema! Das Feature kann gleichzeitig mit dem besagten Effekt 63 (Acoustic-Multi) aktiviert werden.

Grundsätzlich basiert die A.F.R. Funktion des MAGICSTOMP auf einer Notch-Filterschaltung. Ein Notch Filter ist ein spezieller Equalizer mit dem man einen extrem dünnen und tiefen Schnitt in den Frequenzverlauf eines Sounds vornehmen kann. Auf diese Weise können störende Frequenzen (z.B. Feedback, Brummschleifen) teilweise, oder vollständig eliminiert werden. Also, wenn es brummt und pfeift - einfach nur „A.F.R.“ drücken und schon ist die Sache erledigt. Der MAGICSTOMP identifiziert die Störfrequenz automatisch und eliminiert sie durch eine Rekonfiguration des Notch-Filters. Parallel zum „Knopfdruck“ zeigt das Display sogar kurzfristig die Störfrequenz an. Und der Clou: Sollte ein einzelner Filter keine Abhilfe schaffen, kann man den A.F.R. Schalter getrost noch einmal drücken. Der Magistomp richtet dann einen zweiten Filter ein. Insgesamt können bis zu fünf Notch Filter gleichzeitig arbeiten. Das sollte reichen!

Die Bedienoberfläche

Den Mittelpunkt der Bedien-Oberfläche des MAGICSTOMP AG bildet ein quadratisches, gut ablesbares LED-Display. Es informiert über das ausgewählte Patch und zeigt Soundnummer und –name an. Zusätzlich dazu wird in der unteren Hälfte der Betriebszustand von drei Parametern eines dem Patch zugeordneten Effekts angezeigt. Die Anpassung der Parameter finden über drei Regler statt, die unterhalb des Displays Platz finden. Bei den 99 Presets sind die jeweiligen Parameter fest den Regler zugeordnet. Selbstverständlich kann man die Funktion der „Controller“ aber auch neu definieren und andere Parameter zuordnen. Bei der Auswahl ist man allerdings von der Parameterstruktur (Inhalt und Anzahl) des jeweiligen Effekts abhängig. Die neue Konfiguration kann als User Patch abgespeichert werden.

Für die Kontrolle der Gesamtlautstärke, steht ein separater Regler zur Verfügung. Sein individuelles Setting lässt sich nicht speichern.

Die drei Taster Minus, A.F.R und Plus wollen vor allem mit den Füßen (aber nicht nur) bearbeitet werden. - der Magistomp ist eben doch eine reinrassige Tretmine!

Grundsätzlich stehen dabei zwei Betriebsmodi zur Verfügung. So kann man ihm Up/Down Modus die Patches (Plus) herauf--, bzw. (Minus) heruntersteppen. Im Performance-Mode lassen sich den Tastern drei frei wählbare Patches zuordnen, die dann direkt angeklickt werden können.

Deep Edit Modus

Mit einem kleinen schwarzen Druckknopf unterhalb der drei Parameter-Regler gelangt man schließlich in den Deep Edit Modus. Der Modus bietet die Möglichkeit, eigene Patches zu programmieren, oder bestehende zu bearbeiten. Dementsprechend erhalten alle Taster und Regler neue Funktionen. Welche das genau sind, ist abhängig von der spezifische Parameterstruktur des zu bearbeitenden Effekte. So wird der Sound des Chorus z.B. inhaltlich und quantitativ durch andersartige Parameter bestimmt als z.B. der eines Delays. Die Performance des Stereo Vintage Phaser wird sogar durch acht Parameter (u.a. Speed, Depth, Feedback, Colour, Spread usw.) definiert. Noch intensiver geht es bei der Kombination mehrer Effekten zur Sache. Trotz der vielfältigen Editiermöglichkeiten, ist die Programmierung des MAGICSTOMP recht einfach. Gerade zu Beginn der „Zusammenarbeit“ sollte man sich dennoch Zeit nehmen, um sich in Ruhe mit den Bedien-Routinen vertraut machen zu können.

Ein- und Ausgänge

Über den Input wird die Gitarre mit dem MAGICSTOMP verbunden. Zwei Output Buchsen bieten die Möglichkeit das Gerät in den Effektweg eines Recorders, Verstärkers, oder Mischpults einzuschleifen. Wer es intimer mag, der kann auch einen Kopfhörer an die Stereo-Minibuchse anschließen. Die Ausgangs-Lautstärke wird dann mit dem Master Volume-Regler eingestellt.

Um die Kommunikation mit einem Computer zu ermöglichen, hat Yamaha den Magistomp zusätzlich mit einem USB-Port ausgestattet. Mit Hilfe eines entsprechenden Software-Editors können so Patches am Rechner bearbeitet, oder Patch-Daten zwischen Computer und MAGICSTOMP übertragen werden.

Bearbeiten von Patches mit einem Computer

Neben den im Magicstomp gespeicherten Presets, findet man eine ganze Palette zusätzlicher Sounds im Patch-Archiv auf der mitgelieferten CD-ROM. Die Patches können über ein USB-Kabel in den MAGICSTOMP eingelesen werden. Darüber hinaus hat man die Möglichkeit, umprogrammierte Sound-Patches für die auf dem MAGICSTOMP kein Platz mehr ist, auf dem Computer (PC oder Mac) zu speichern. Daten und neue User-Patches können aber auch über das Internet ergänzt werden. Auf der Website www.magicstomp.com bieten Gitarrengrößen wie z.B. Adrian Legg, Tim Pierce, Michael Herring, Mark Goldenberg, James Harrah, Sandro Albert, George Pajon, Mike O’Neill oder Steve Mazur ihre Kreationen an.

Der Tuner

Der MAGICSTOMP verfügt über ein integriertes chromatisches Stimmgerät. Die Feinabstimmung des Kammertons kann zwischen 438 Hz und 445 Hz kalibriert werden. Gerade im Zusammenspiel mit akustischen Instrumenten, deren Stimmung sich nicht ohne weiteres verändern lässt (z.B. Klavier), kann diese Funktion gute Dienste leisten. In der Standardeinstellung arbeitet der Tuner mit dem Wert A = 440 Hz. Weil die Konzeption des Tuners sehr durchdacht ist, erübrigen sich weitere Erklärungen.

Fazit

Der MAGICSTOMP ist mehr als ein Multieffektgerät, er ist ein multifunktionaler Allrounder, der gleich mehrere Konzepte miteinander verbindet. Alle Effekte bestechen durch eine gehobene Tonqualität und sorgen auf der Bühne und im Studio für eine ansprechende Performance. Mit dem Mikrofonsimulator (des Acoustic-Multi Effekts) kann man ein durchschnittliches Tonabnehmersignal (im Studio und auf der Bühne) erheblich aufpolieren.. Doch auch wenn hochwertige Großmembranmikrofone zur Verfügung stehen, macht die Arbeit mit dem MAGICSTOMP Sinn: So lässt sich das Simulatorsignal im Studio gewinnbringend mit dem Mikrofonsignal kombinieren.

Ein weiteres Highlight der Tretmine ist die effektive A.F.R. Funktion. Das Feature ist der absolute Hit und arbeitet perfekt. Mit dem MAGICSTOMP AG im Gepäck, gehören Feedback-Orgien „On Stage, ab sofort der Vergangenheit an. Alles in allem bildet der intuitiv zu bedienende MAGICSTOMP AG ein unerschöpfliches Reservoire an Effekten, Mikrophon-, Lautsprecher- und Ampsimulationen für Bühne und Studio und findet in jeder musikalischen Situation den richtigen Ton.

Specs

Yamaha Magicstomp Acoustic

  • Hersteller: Yamaha
  • Typ: Digitaler Effektprozessor für Akustische Instrumente
  • A/D Converter: 24-Bit
  • Sampling Rate: 32-Bit DSP Engine
  • Eingänge: Input/USB Port
  • Ausgänge: Stereo- Output, USB Port,
  • Regler: 3x Control, 1xVolume
  • Schalter: -/+ Switch, ON/OFF, Input Level HIGH/LOW
  • Speicher: 99 Factory Presets und 99 User Speicherplätze
  • Specials: Tuner, Software-Editor
  • Abmessungen: 164 mm x 62mm x 176 mm
  • Gewicht: 910g
  • Preis: 249,- € (uvp)

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