Gnadenlos kompakt

Der VOX DA5

ein Test von Hansi Tietgen

Kurz mal ne' Frage: Was würde eigentlich ein Gitarrist mit auf die berühmt, berüchtigte einsame Insel nehmen? Eine Gitarre, eine Kiste Hochprozentiges zur Inspiration und ein amtliches Stack! Okay, zugegebenermaßen eine richtig gute Wahl, aber denk daran: Einsame Inseln haben bekannterweise so ihre Tücken – und dazu zählt leider auch, dass man eine adäquate Stromversorgung für sein Lieblings-Stack ganz sicher vergebens suchen dürfte – es sei denn, man würe vielleicht durch Zufall auf dem „Lost Island“ gelandet. Aber dann hätte man andere Probleme! Dann eben eine Akustik-Gitarre und keinen Amp?! Ne,ne, wer wird denn gleich verzweifeln. Es geht auch anders: Wie wäre es beispielsweise mit einer E-Gitarre, einer Kiste Batterien und einem Vox DA5?! Der praktische Amp bietet alles, was E-Gitarrist braucht, ist superkompakt und lässt sich mit Batterien betreiben – der ideale Partner für die Insel, das Wohnzimmer und – wenn man mal Geld für neue Batterien braucht – den Gig in der Einkaufsstraße. PG hat den Verstärker, der natürlich auch ganz normal am Netz läuft, für dich getestet (wir hatten nämlich auch ein Laptop und ein Handy im Inselgepäck).

Mit einem Gewicht von schlanken 3,5 Kg und superkompakten Abmessungen (267 (B) x179 (T) x267 (H) mm) findet der DA5 garantiert in jedem Rettungsboot platz. In Sachen Outfit orientiert sich der Kleine an seinen größeren Brüdern aus der AD Serie und so lauert auch sein Speaker (6,5“) hinter einem verchromten Gitter mit rautenförmigen „Soundholes“. Das Gehäuse an sich besteht aus sehr robustem MDF, das mit strapazierfähigem, dezent strukturiertem Kunstleder bezogen wurde. Die Gehäuse-Rückseite ist geschlossen, so dass eine druckvolle, stramme Bassperformance zu erwarten ist. Und auch in anderen Punkten ist der DA-5 ein typischer Vox. So wurde beispielsweise das Elektronik-Chassis des kleinen Combos von oben eingehängt und von hinten verschraubt. Dementsprechend findet auch die Bedienung voxtypisch von oben statt. Auf einen Tragegriff hat man bei dem sehr kompakten DA5 übrigens verzichtet, und stattdessen rechts und links am Gehäuse spindelförmige Pins (Gitarren-Endpins) angebracht. In Verbindung mit dem im Lieferumfang enthaltenen Gurt hat man so die Möglichkeit sich den Amp in bester Gitarren-Manier über die Schulter zu hängen und (im Batteriebetrieb) während des Spiels am Mann zu transportieren.

Details

In Puncto Klangerzeugung setzen die Vox-Ingenieure beim DA5 auf Bewährtes: Die REMS Modeling-Technik. Das Resonant Structure and Electronic Circuit Modeling System wurde ursprünglich von Korg entwickelt und ist eine Klangumformungstechnologie mit deren Hilfe sich die Klang-Eigenschaften der angesagtesten Verstärker digital nachbilden lassen. Und „Bewährt“ ist hier fast schon untertrieben, schließlich überzeugt das REMS Modeling nicht nur in den Valvetronix Vöxen mit erstklassigen Sounds. Auch die Toneworks Multieffekt-Prozessoren arbeiten mit dem leistungsstarken System.

Dank seiner HiTech Innereien bietet der kleine Tausendsassa sage und schreibe elf unterschiedliche Amp-Modelle – nach Styles geordnet und über den gleichnamigen Dreh-Schalter anwählbar (2 x Clean, 3 x Blues, 2 x Crunch,. 3 x HiGain, 1 x Drive). Zur Kontrolle der Sounds stehen drei Regler zur Verfügung: Gain zur Anpassung der Zerr-Intensität, Tone als Master-Klangregelung und der Mastervolume-Regler zur Kontrolle der Gesamtlautstärke.

Auch die Effekte des Amps basieren auf der Power der REMS Technologie: Der Kleine verwöhnt mit insgesamt 11 Effekt/Effektkombinationen, die schnell und zielgerichtet über einen praktischen Effekt-Wahlschalter ins Spiel gebracht werden können (Auto Wah, Comp, Comp+Phaser, Comp+Chorus, Chorus+Delay, Chorus+Reverb, Flanger+Reverb, Tremolo+Reverb, Rotary+Reverb, Delay, Reverb) .

Die Feinabstimmung der Effekte erfolgt, genau wie bei den AD30/50 und 100 VTs, über Tastenkombinationen, in Verbindung mit einem Edit-Regler. Die Bedienung ist sehr einfach und gewährt einen intuitiven Zugriff auf jeweils drei Effektparameter. Bei Einzel-Effekten wie dem Delay, lassen sich so zum Beispiel die Parameter Delay-Level, Delay-Time und Delay-Feedback anpassen. Bei Effektkombinationen wie Chorus/Reverb ermöglichen die Tastenkombinationen den direkten Zugriff auf das Reverb-Level, die Effektgeschwindigkeit des Chorus und seinen Anteil im Mix.

Zusatz-Features

Wie eben schon erwähnt, lässt sich der DA5 alternativ auch mit 6 „C“ Batterien betreiben. Und hier kommt Zusatzfeatures Numero 1 ins Spiel: Der Leistungswahlschalter. Der Schalter bietet die Möglichkeit die Endstufen-Leistung des Amps in drei Stufen zu variieren (5, 1,5, 0,5 Watt). Die jeweils gewählte Leistung steht im direkten Zusammenhang mit der Lebensdauer der Batterien. So läuft der DA5 im 5 Watt Modus bis zu 18 Stunden, im 1,5 Watt Mode sind es dann schon 25 und bei 0,5 Watt sogar 30 Stunden Spaß. Die Option, die Endstufen-Leistung schalten zu können, hat aber noch ganz andere Vorzüge. So kann man den Sound einer am Limit arbeitenden Endstufe auch zuhause und nach Mitternacht genießen, ohne dabei gleich einen Eklat mit den Nachbarn, oder dem Partner/Mitbewohnern zu riskieren. Denn ganz ehrlich: 5 Watt können, nicht nur „wenn es dunkel ist“, verdammt laut sein. Und sollte es dann wirklich nicht mehr anders gehen, gibt es ja immer noch den Kopfhörer-Ausgang. Das gelieferte Signal wird vor der Ausgabe mit einer Speakersimulation bearbeitet und klingt richtig gut! Üben mit dem Kopfhörer wird so zu einem sehr angenehmen Zeitvertreib. Parallel dazu, kann der Output aber auch als Line-Quelle für Recording-, und Abnahmesituationen verwendet werden. Und auch in dieser Hinsicht sind die Ergebnisse hörenswert (siehe auch Praxis).

Doch der Kleine hat noch mehr zu bieten: So erweitern die beiden Zusatz-Inputs AUX-In und MIC-In (Volume separat regelbar) den Einsatznutzen des Amps enorm. Mit einem am AUX Eingang angeschlossenen CD/MP3 oder Drum-Computer und einem separaten Micro, lassen sich sogar kleine Workshop-Jobs (oder der besagte Gig in der Einkaufsstrasse) in Angriff nehmen. Und die Qualität des Gitarrensounds braucht man sich bei angeschlossenen Zusatzgeräten auch keine Sorgen zu machen – der bleibt vollkommen unbeeinflusst.

Praxis

Womit wir in der Praxis angekommen wären. Im Unterschied zu den größeren AD Brüdern die in 3-kanaliger Ausführung kommen, ist der DA5 ein Einkanaler. Und auch in der Struktur gibt es Unterschiede. So sind die elf Grundsounds des Amps nicht, wie zum Beispiel beim AD50VT, automatisch mit einer bestimmten Effekt-, und Klangregelungs-Einstellung gekoppelt. Diese Dinge müssen separat von Hand erledigt werden. Die Arbeit mit dem DA5 beginnt also mit der Wahl des Styles/Amp-Typs. Parallel dazu läuft der Effekt mit, der augenblicklich gerade scharfgeschaltet ist (Anwahl mit dem Effekt-.Schalter). Möchte man die Ampsounds zunächst einmal pur beurteilen, hat man die Möglichkeit die Effektsektion mit Hilfe des Bypass-Tasters vorübergehend aus dem Rennen zu nehmen. Machen wir und staunen. Schon beim schnellen „mal eben den Überblick verschaffen“ zeigt sich: Die elf Basis-Styles (Amp-Models) des DA5 sind wirklich top. Sprechen wir über einige Highlights. Da wären zum einen die Clean-Sounds. Beide angebotenen Varianten sind absolut amtlich und machen – je nach Gain-, und Klangregelungs-Setting – brillante New Metal Clean-Sounds, genauso überzeugend mit, wie cool näselnde Funk- und warme Jazzsounds. Verblüffend ist dabei, mit wie viel Volumen, Druck und Dynamik der kleine 6,5“ Speaker die Sounds an die Luft setzt. Da macht nicht nur das Üben Spaß. Im 5 Watt Mode (und bei ausreichend Gain) ist die Lautstärke absolut ausreichend, um sich auch in der berüchtigten Einkaufsmeile Gehör zu verschaffen. Aber auch die Blues-, und Crunch-Sounds machen richtig was her. Von dezent angezerrt und bluesig warm, bis deftig und durchsetzungsstark, ist alles drin. Dank der sehr musikalisch und ausgewogen zu Werke gehenden Klangregelung (Tone) lassen sich die Sounds in alle möglichen Richtungen drücken. Eine 3-Band Klangregelung vermisst man dabei zu keinem Zeitpunkt. Die, vom Tone-Regler beeinflussten Frequenzbereich sind von Werk ab so geschickt gewählt, dass man zu jeder Zeit alles im Griff hat. Alles fest im Griff hat man aber auch mit den stärker verzerrten Sounds der Marke HiGain. Die Qualität und Textur der gelieferten Verzerrung ist in jedem der drei angebotenen Styles absolut natürlich und sehr dynamisch. Tatsächlich ist die Performance des kleinen Amps so fett, dass sich nur der Tester verdutzt am Kopf kratzt. Auch zufällig im „Labor“ anwesendes „Personal“ stand die Verwunderung über den Druck und die Klangqualität die der Kleine produziert ins Gesicht geschrieben. Und das gilt nicht nur für's Riffing. Auch in Sachen Leadwork macht der DA5 einen Top-Job. Die Licks fliegen nur so aus dem Speaker. Je nach Einstellung der Klangregelung und dem gewählten Style, geht es rasiermesserscharf, oder sahnig warm zur Sache. Und da der Amp über einen richtig gut abgestimmten Line-Out (inklusive Speakersimulation) verfügt kann man seine Sounds auch wunderbar für alle Recording-Anwendungen nutzen.

Zeit, die Effekt-Sektion ins Spiel zu bringen. Und auch die macht, REMS sei Dank, einen absolut souveränen Job. Egal ob man ein wenig Raum ins Spiel bringen, oder den Sound mit Chorus und Flanger breiter machen will – alles geht!

Im Detail: Die Qualität des Delays ist sehr gut und orientiert sich am analogen Sound eines Bandechos. Die Wiederholungen kommen warm und dicht und sorgen für ein breites, sehr offenes Klangbild. Mit einer maximalen Delaytime von bis zu 1486 ms lassen sich alle gängigen Anwendungen realisieren. Regelbar sind die Parameter Mix, Delay-Time (Über Regler oder Tap-Taster) und Feedback. Das Reverb des Amps basiert auf der Simulation eines klassischen Federhalls. Die Simulation ist absolut gelungen und überzeugt mit dem typisch warmen Sound und den effektbedingten Resonanzen des Originals. Die maximale Halldauer beträgt 8 Sekunden (Parameter Time, Mix und HiDamp). Und auch die drei Modulationsklassiker Chorus, Flanger und Phaser können sich hören lassen. Der Analog- Chorus bietet alles, was man von einem klassischen Chorus erwartet. Schon in dezenteren Einstellungen erhalten Akkorde eine traumhafte Breite. Und auch massivere Settings enden nicht im Soundbrei. Die Performance bleibt zu jeder Zeit transparent und differenziert. Auch das Nebengeräuschverhalten des REMS generierten Effekts ist vorbildlich. Ähnlich gut schneiden auch Flanger und Chorus, sowie die Kult-Effekte Tremolo/Rotary/Wah ab.

Für alle angebotenen Effekte gilt: Ihre Kontrolle ist schnell und intuitiv erledigt. Die zur Verfügung gestellten Parameter reichen vollkommen aus, um alle wichtigen (und gängigen) Anpassungsarbeiten erledigen zu können.

Fazit

Mit dem kleinen DA5 hat Vox erneut einen Volltreffer gelandet. Der superkompakte Amp bietet hervorragend klingende Ampmodel-, und Effektsounds und verblüfft mit einem Druck, den man von einem Verstärker dieser Größenordnung garantiert nicht erwarten würde. Dank der sehr guten Ausstattung, inklusive AUX-In, Mic-In und Line-Out, und der Möglichkeit des Batteriebetriebs, ist der DA5 viel mehr, als nur ein richtig guter Übungsamp – er ist ein praktischer „Immerdabei-Soundgenerator“, der in Workshop-Situationen genauso zu überzeugen weiß, wie als praktischer Recording-Amp. Und natürlich macht er auch bei der Session im Park (oder am Strand) einen richtig guten Job.

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