Mission To Planet G - John Petrucci

Heiß, heißer.Train Of Thought

Interview mit Dream Theaters John Petrucci

mit freundlicher Unterstützung von Ernie Ball/Music Man

von Hansi Tietgen

Das John Petrucci ein hervorragender Gitarrist ist, muss man sicher nicht mehr großartig erwähnen. Doch wer hätte vermutet, dass es noch eine Spur virtuoser geht. Tatsächlich gelingt es dem Ausnahmemusiker auf dem neuen Dream Theater Album Train Of Thought, die Latte seines eigenen Anspruch noch eine ganze Kante höher zu legen. Im Februar hatte PG die Gelegenheit den sympathischen Heißsporn zu einem ausführlichen Interview zu treffen. John zeigte sich in bester Stimmung und versorgte uns mit coolen Infos rund um seine Band, sein Equipment und sein Gitarrenspiel.

?PG: Im Vergleich zu euren früheren Alben fällt "Train Of Thought" eine Spur härter und rauer aus, ohne dabei jedoch die typischen Dream Theater Trademarks vermissen zu lassen. Basiert diese Veränderung auf einer bewusst getroffenen Entscheidung, oder ist es ein natürlicher Entwicklungsprozess?

!JP: Diesmal ist die Gewichtung anders. Wir hatten immer harte, metalorientierte Passagen in unseren Songs. Diesmal wollten wir das Pendel halt mehr in diese Richtung ausschlagen lassen. Als wir von der letzten Tour kamen waren wir uns einig, dass uns die Songs live den meisten Spaß bringen, die heavier und mit einem straighten Groove gespielt werden. Also entschlossen wir uns dieses Element mehr in den Vordergrund zu stellen. Und genau das ist bei "Train Of Thought" passiert. Trotzdem haben wir nach wie vor lange Instrumental-Passagen mit Odd-Time-, und Feel-Wechseln im Angebot - typische Dream Theater Trademarks eben.

?PG: Gab es Unterschiede in der Art und Weise des Songwritings?

!JP: Ja, die gab es. Die letzten beiden Alben haben wir komplett im Studio geschrieben. Diesmal wollten wir es anders machen und uns mehr Zeit nehmen. Also haben wir uns für vier Wochen in einem Proberaum in Manhattan eingemietet, um zu jammen und Songs zu schreiben.

?PG: Wow, vier Wochen ist ziemlich schnell!

!JP: Wir haben eine sehr gute "Writing Chemestry" . Wenn wir einmal in Fahrt gekommen sind, geht es im Allgemeinen sehr zügig.


Flightcases mit perfekt positionierten Mikros sorgen für eine gleichbleibende Sound-Qualität

?PG: Auch auf "Train Of Thought" hast du wieder wilde Unisono Gefechte mit eurem Keyboarder Jordan. Wie checkt ihr solche Läufe eigentlich aus und wie trainiert ihr die Parts?

!JP: Nachdem eine Unisono-Linie komponiert ist, nehmen wir sie zunächst einmal in einem stark reduzierten Tempo auf . So stellen wir sicher, dass wir auch exakt die selben Noten spielen. Jordan schreibt das ganze dann runter und wir nehmen Noten und Aufnahme mit nach Hause. Hier bringen wir die Line auf Tempo. Ist die gewünschte Geschwindigkeit erreicht, setzen wir uns zusammen und trainieren das ganze im "Synchronflug".

Wir haben eine sehr gute "Writing Chemestry" . Wenn wir einmal in Fahrt gekommen sind, geht es im Allgemeinen sehr zügig.

?PG: John, wenn man sich euer neues Album anhört, hat man spätestens nach deinem ersten Solo auf "As I Am" das Gefühl, du wolltest alle gitarrespielenden Jungs und Mädels da draußen zur Aufgabe bewegen. Geht es noch virtuoser, oder ist das Ende der Fahnenstange langsam erreicht?

!JP: (lacht!) Ja, du hast recht. Ich wollte es wirklich noch mal wissen und tatsächlich sind viele Sachen die ich spiele, reichlich "over the top". Aber glaube mal nicht, dass ich meine Lix einfach so aus dem Ärmel schüttle. Diesmal war es richtig harte Arbeit. Ich habe mich nie so intensiv auf eine Recording-Session vorbereitet.

?PG: Das kann ich mir vorstellen. Lass uns über deine Instrumente sprechen. Stimmst du deine siebensaitigen MusicMan Signature Gitarren eigentlich normal (B E A D G B E), oder in einem Down-Tuning?

!JP: Immer normal gestimmt. Auf Train Of Thought setze ich die 7-string allerdings nur beim Song "This Dying Soul" ein.

?PG: Wie sieht es dann mit den 6-Strings aus. Viele der aktuellen Songs klingen ziemlich böse?

!JP: Und das ist auch gut so (lacht!)! Ich habe diesmal gleich mehrere Nummern mit heruntergestimmten 6-saitigen Gitarren eingespielt. Bei "Stream Of Consciousness" kam eine um einen Halbton heruntergestimmte Klampfe zum Einsatz (Eb Ab Db Gb Bb Eb), "Endless Sacrifice" habe ich mit einer um einen Ganzton heruntergestimmten Gitarre eingespielt und bei "As I Am", "Honor Thy Father" und "In The Name Of God" wurden die Saiten gleich um zwei Ganztöne herunter geschraubt.

Ich wollte es wirklich noch mal wissen und tatsächlich sind viele Sachen die ich spiele, reichlich "over the top".

Johns Schaltzentrale

?PG: Du bist ein spieltechnisch superversierter Gitarrist, der sehr präzise arbeiten muss. Da machen sich die unterschiedlichen Saitenspannungen der einzelnen Tunings sicher sehr schnell negativ bemerkbar - gerade bei halsbrecherischen Soli . Schließlich ist man durch das jahrelange Üben mit einem festgelegten Saiten-Satz ja auf ein "Feeling" eingeschossen. Wie kriegst du es hin, die mit verschiedenen Tunings ausgestatteten Gitarren, "saitenmechanisch" auf ein Level zu bekommen? Du musst ja jede Gitarre mit individuell zusammengestellten Saitensätzen bespannen?!

!JP: Du hast recht. Das wahr tatsächlich gar nicht so einfach und ganz ehrlich gesagt die größte Herausforderung vor die mich die Arbeit mit Down-Tunings gestellt hat. Es reichte nicht nur dickere Saiten aufzuziehen. Eine richtig fette G-Saite fühlt sich auch bei einer einigermaßen im Rahmen bleiben Saitenspannung irgendwie ziemlich komisch an. Sind die Saiten allerdings zu dünn, ist die Spannung zu gering und das Picking läuft auch nicht mehr so, wie man es sich vorstellt. Es war pures "Trial and Error". Gott sei Dank wurde ich von Ernie Ball perfekt unterstützt. Brian Ball und Dudley Gimple haben intensive Vorarbeit geleistet und mir speziell zusammengestellte Sets geschickt. Außerdem haben sie mich mit Tonnen von Einzelsaiten versorgt. Im Endeffekt haben wir es auf diese Weise dann doch hingekriegt, dass sich alle Gitarren ungefähr gleich "anfühlen".

Infobox: Auf seiner in Eb gestimmten Gitarre verwendet John einen "normalen" Ernie Ball 010-046 Satz. Die "D"-Gitarre ist mit einem Hybrid-Satz bezogen (E-, A-, und D-Saite aus einem 011er Satz, G-, B-, und E-Saite aus einem 010er Satz). Auf der "C" Klampfe kommt ein speziell zusammengestelltes Set (050,040,030, 018,015,012) zum Einsatz.

?PG: Du bist seit einigen Jahren stolzer Besitzer einer Music Man Signature Gitarre. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen und wie hat man sich das "auf den Leib schneidern" einer Gitarre eigentlich vorzustellen?

!JP:Ich benutze seit vielen Jahren Ernie Ball Volumen-Pedale. Außerdem haben Steve Morse und ich den selben Manager. Frank Solomon erzählte mir sehr oft, wie zufrieden Steve mit der Arbeit der Jungs bei Ernie Ball ist. Ich fand die Gitarren schon immer sehr, sehr gut und nach einem Gespräch mit Sterling Ball war meine Entscheidung klar: ich wollte eine Music Man Signature Gitarre. Zunächst musste ich mich für ein grundsätzliches Konzept entscheiden. Dazu zählte die Korpusform genauso, wie die Wahl des Holzes, die Bund-Form und die Pick-Ups. Als wir das grob eingeordnet hatten, baute Dudley Gimple einen Prototyp und schickte ihn mir ins Hotel. Ich spielte die Gitarre auch auf der Bühne und ein paar Wochen später lud mich Sterling in die Werkstätten ein. Hier verbrachten wir zwei Tage mit der Feinjustierung der Gitarre. Wir feilten an wirklich jedem Details: vom Halsshaping, über die Ausführung und Positionierung der "Knobs", bis hin zur Form der Brücke und der Reiter. Alles war möglich. Die Atmosphäre war superentspannt und so tasteten wir uns nach und nach an die entgültige Version heran. Ich bin sehr glücklich mit meinen Gitarren.

?PG: John, vielen Dank für das nette Gespräch und viel Erfolg für eure weitere Tour!

Weitere Infos zu Johns Spiel findest du in unserem großen JP Workout und im Netz unter www.johnpetrucci.com und auf dieser Site

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